Liebe Leserinnen und Leser,
eine lebende Trainerlegende auf “Heimatbesuch” in Kiel. Ein Flensburger Nationalspieler mit Vorfreude auf Kieler Fans und Arena. Ein Abschied, der so richtig eigentlich (noch) keiner ist. Ein ebenso exotischer wie sympathischer Gegner, der nun wirklich kein Handball-Zwerg ist. Diese Karwoche war aus handballerischer Sicht nun wirklich scharf gewürzt. Bitte entschuldigen Sie, dass ich mich ausnahmsweise statt am Donnerstag erst am Karfreitag bei Ihnen melde!
Aus Sicht des THW Kiel wurden die heftigen Hamsterrad-Wochen mit Spielen im Zweieinhalbtagestakt von einer fast schon kontemplativen Frequenz abgelöst. Nach dem
30:27-Kraftakt am vergangenen Sonntag in Minden haben die Zebras ihren nächsten Auftritt nun erst am 23./24. April beim Final Four um den DHB-Pokal in Hamburg. Aber: Darben musste der gemeine Kieler Handballfan in der Zwischenzeit nun wirklich nicht. Schließlich hatte die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Montag ihr
Lager im Kieler Hotel Atlantic aufgeschlagen, um sich auf die Play-offs zur Weltmeisterschaft 2023 in Polen und Schweden gegen die Färöer vorzubereiten. Und mit ihr Bundestrainer Alfred Gislason - ein ausgesprochen guter Bekannter an der Förde. Der 62-jährige Isländer zeigte sich glücklich, wieder an seiner alten Wirkungsstätte und beantwortete beim Meet & Greet gelöst und humorvoll alle Fragen der Leser, die dieses unvergessliche Erlebnis bei einem Gewinnspiel der Kieler Nachrichten gewonnen hatten.
Gislason äußerte sich offen zum Krieg in der Ukraine und der Rolle des Sports, zur Vorbildfunktion seines (ungeimpften) Schützlings Juri Knorr, aber auch dazu, von welcher Seite der langjährige Zebra-Chefcoach Kiel am meisten zu lieben gelernt hat. Lesenswert! Angenehm war es für mich aber auch, einmal ein wenig mit der Derby-Folklore zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt aufzuräumen. Am Mittwoch führte schließlich der Flensburger Kreisläufer Johannes Golla die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) aus den Katakomben in die Kieler Wunderino-Arena. Für einen Handballer von der Flensburger Förde ein heißes Pflaster? Weit gefehlt! Frei nach dem Motto “Sind wir nicht alle Deutschland-Fans?” äußerte Golla viel Vorfreude auf den Auftritt in Kiel - und ganz nebenbei sprang dabei auch Gollas erster Sieg in der Stadt des Landesrivalen heraus.
Nach dem
34:26 gegen die Männer aus dem Nordatlantik wurde der Kieler Kreisläufer Patrick Wiencek nach 159 Länderspielen aus der Nationalmannschaft verabschiedet. Für Bundestrainer Alfred Gislason “ein sehr, sehr guter Spieler und ein unwahrscheinlich toller Mensch”, auf den er am liebsten noch lange nicht verzichtet hätte. Doch diese Ära ist vorbei, auch die Zebras Steffen Weinhold und Hendrik Pekeler haben der DHB-Auswahl mehr oder weniger endgültig den Rücken gekehrt. Also müssen es am Sonnabend (20 Uhr) Gislasons “Young Guns” beim Rückspiel in Tórshavn richten. Könnte eine windige Angelegenheit werden. Aber dass das nicht immer das Schlimmste sein muss, weiß Alfred Gislason nur zu gut.
Ich wünsche Ihnen schöne Ostertage!
Ihr
Tamo Schwarz
THW-Reporter